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104009: Korenstatue mit Hase, geweiht von Cheramyes
Berlin, Staatliche Museen, Antikensammlung Berlin
Catalog textName:Korenstatue mit Hase, geweiht von Cheramyes Inventory number:Sk 1750 Author:Sabine Neumann Provenience:Aus dem Heraion von Samos. Inventarisiert am 21.08.1914 durch Wiegand (Inventar der Skulpturen II, S. 111). Measurements:H. 167 cm; B. 43 cm; T. 60 cm; Plinthe H. 7,5 cm; Plinthe Dm. 48 cm. Material/Technique:Grauweißer Marmor. Preservation:Die Statue ist vom unteren Halsansatz bis zur Plinthe fast vollständig erhalten. Der Kopf mit dem Hals ist bis auf ein kurzes Stück des Ansatzes auf der linken Seite verloren. Auf der linken Brust, über der rechten Schulter, am rechten Unterarm, an der rechten Flanke und auf der rechten Seite am unteren Gewandsaum befinden sich Risse im Marmor. Bestoßungen finden sich am linken Ellenbogen, am Daumen und Zeigefinger der linken Hand, am Kopf und Ohren des Hasen, an der rechten Hand, am vorderen Saum des hinten rechts herabfallenden Mantelzipfels, unterhalb des rechten Glutäus und an den Zehen beider Füße. Darüber hinaus weist die Oberfläche der linken Körperseite starke Spuren der Verwitterung auf. Auf der gesamten Oberfläche, mit Ausnahme der glatten Rückseite, befinden sich dunkle Sinterspuren. Inscription:Neben dem vorderen Saum des Schleiertuchs ist senkrecht von oben nach unten eine Inschrift erhalten:
ΧΕΡΑΜΥΗΣ ΜΑΝΕΘΗΚΕ ΘΗΙ ΠΕΡΙΚΑΛΛΕΣ ΑΓΑΛΜΑ "Cheramyes hat mich der Göttin aufgestellt, ein wunderschönes Weihgeschenk" Inventories/Archival materials:Inventar der Skulpturen II, S. 111 Nr. 1750. Catalogs:Blümel 1963, S. 42 f. Nr. 34 Abb. 94–98; Grassinger – de Oliveira Pinto – Scholl 2008, S. 256 f. (Dagmar Grassinger). Bibliography:Buschor 1961, S. 67. 83 f. Abb. 341–344; Himmelmann-Wildschütz 1965, S. 27; Herdejürgen 1968a, S. 38. 40; Richter 1968, S. 46 Nr. 56 Abb. 186–189; Tuchelt 1970, S. 84. 144. 164; Freyer-Schauenburg 1974, S. 27–31 Nr. 7 Taf. 7. 8; Kyrieleis 1995, S. 21–23. 26-32 Abb. 13. 26; Karakasi 2001, S. 13–34 Taf. 8. 9; Bol 2002, S. 153 Abb. 227 (Detlev Kreikenbom); LIMC II (1984) S. 15 Nr. 57 s. v. Aphrodite (Angelos Delivorrias); Bumke 2004, S. 90–95 Taf. 19 c; Croissant 2005, 302–304 Abb. 27; Meyer 2007, S. 78 Nr. 167; Franssen 2011, S. 46–55. Description:Die Korenstatue steht aufrecht in geschlossener Schrittstellung auf einer runden Plinthe. Ihr rechter Arm hängt seitlich herab und liegt mit der zur Faust geballten Hand am Körper an. Der linke Arm ist raumgreifend angewinkelt und vor die Brust geführt. Auf der nach oben gewandten Handfläche sitzt ein kleiner Hase mit angelegten Ohren, den die Kore eng an ihre Brust gepresst hat. Bekleidet ist sie mit einem fein gefälteten Chiton, der bis auf den Boden reicht und auf der Rückseite eine Schleppe ausbildet, die die Plinthe fast bis zum Rand bedeckt. Auch vorne senkt sich der Chiton zwischen den nackten Füßen bis auf den Boden hinab. Auf der linken Schulter und dem Oberarm weist das Untergewand fünf Knüpfungen auf, aus denen feine parallele Falten entspringen. Die Taille ist durch einen breiten Gürtel eingezogen, unterhalb dessen sich der Bauch sanft vorwölbt. Über dem Chiton trägt die Kore ein ionisches Schrägmäntelchen, welches ebenfalls in parallele Falten gelegt und als ein etwas festerer Stoff charakterisiert ist. Es bedeckt die rechte Schulter mit dem Arm bis zum Ellenbogen und reicht bis auf Kniehöhe herab. Über der Gürtung bildet der Mantel einen parabelförmigen Bogen aus, bevor er auf der linken Seite unter dem glatten Schleiertuch verschwindet. Letzteres ist doppelt gelegt und bedeckte den verlorenen Kopf, wie der erhaltene Ansatz auf der linken Schulter bezeugt. Es reicht auf dem Rücken bis zum Ansatz der Schleppe und weist an den Rändern einen eingeritzten Saum auf. Auf der linken Seite ist es nach vorne gezogen und im Gürtel festgesteckt, sodass es sich über die sich deutlich abzeichnende Rücken- und Gesäßpartie spannt. Dating:560–550 v. Chr. Interpretation:Die ehemals im Heraion von Samos aufgestellte Korenstatue wurde aufgrund des Hasens als Weihgeschenk an Aphrodite interpretiert und als Darstellung der Göttin selbst angesehen (Buschor 1961, S. 84; Blümel 1963, S. 42). Dies erfolgte analog zu der weiteren von Cheramyes geweihten, überlebensgroßen Frauenstatue im Louvre, der sog. Hera von Samos (Paris, Louvre MA 686). Für eine Identifikation als Götterbild fehlen jedoch eindeutige Hinweise (auch der Aphroditekult im Heraion von Samos scheint nicht gesichert). Als im Jahr 1984 eine weitere von Cheramyes geweihte Kore zutage kam, die zu der Statue im Louvre eine beinahe übereinstimmende Gestaltung aufweist, schlug Helmut Kyrieleis eine Rekonstruktion der drei Frauenstatuen zusammen mit den Beinfragmenten eines ebenfalls von Cheramyes geweihten, überlebensgroßen Kouros‘ (Samos, Vathy Museum II S 223. I 140) als Familiengruppe vor (Kyrieleis 1995). Die im Vergleich zu den anderen Statuen etwas kleinere Berliner Skulptur interpretiert er als jüngere Schwester der anderen Dargestellten. Der Hase sei demnach keine Weihegabe, sondern das Spieltier des Mädchens (zu weiteren ostionischen Koren mit Hasen s. Croissant 2005). Die neugefundene Kore und die sog. Hera von Samos weist Kyrieleis einen in derselben Ausgrabung gefundenen, wiederverwendeten Basisblock zu, der zwei runde Plintheneinlassungen besitzt (Kyrieleis 1995, S. 15–19 Abb. 5–10. Vgl. auch Bumke 2004, S. 91 Anm. 523, die nicht ausschließt, dass die Berliner Hasenträgerin in einer der Leeren eingelassen war).
Die Verbindung der drei Koren- und der Kourosstatue zu einer Familienweihung, ähnlich der Geneleosgruppe, ist sehr reizvoll. Neben der ähnlichen Gestaltungsweise sind die Statuen zudem durch die Weihinschrift des Cheramyes miteinander verbunden (lediglich die Berliner Statue weist eine abweichende Votivinschrift auf, die zudem in entgegengesetzter Richtung verläuft: Kyrieleis 1995, S. 26–29). Aufgrund des Fehlens einer gemeinschaftlichen Basis kann der Gruppenzusammenhang letztlich aber nicht gesichert werden. 1996 wurde im Ostabschnitt des Heraions von Samos ein Gewandfragment einer weiteren Kore gefunden, die ebenfalls eine sehr große Ähnlichkeit zu den Koren in Paris und Samos aufweist (Samos, Heraion Magazin, Inv. P 151. Moustaka 2001, S. 21–27 Abb. 1; Meyer – Brüggemann 2007, S. 82 Nr. 196). Es ist daher nicht auszuschließen, dass es sich bei den Statuen um Einzelweihungen handelt. |